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Geschäftsbericht 2023: Kantonsspital Uri behandelt 2023 deutlich mehr Patientinnen und Patienten als im Vorjahr

Dienstag, 2. April 2024

Das Kantonsspital Uri (KSU) schliesst das Geschäftsjahr 2023 mit einem Verlust von CHF 862'000. Im Vorjahr betrug das Defizit CHF 4.9 Mio., und nach dem Quartalsabschluss per 30. September zeigte die Hochrechnung noch ein Defizit von rund CHF 1.8 Mio. Mit Blick auf die enormen finanziellen Herausforderungen, welche ihren Ursprung in der Teuerung und dem Fachkräftemangel haben, ist dieses Resultat als akzeptabel zu bezeichnen.

 

Positiv hervorzuheben ist, dass im vergangenen Geschäftsjahr der Ertrag um CHF 3.35 Mio. oder 4.5 Prozent gesteigert werden konnte. Beim stationären Betriebsertrag wurde sogar ein Zuwachs von 6.9 Prozent verzeichnet. Zum einen wurden am KSU 3.7 Prozent mehr stationäre Patienten, zum anderen im Vergleich zum Vorjahr mehr komplexe Krankheitsbilder behandelt. Dieser Patientenzuwachs zeigt, dass die Bevölkerung des Kantons Uri viel Vertrauen in das KSU hat. Der ambulante Ertrag konnte um 5.7 Prozent oder CHF 1.125 Mio. gesteigert werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Jahr 2023 keine Covid-Tests mehr abgerechnet wurden, mit welche in den Vorjahren jeweils ein siebenstelliger Betrag erwirtschaftet wurde. Erfreulich ist ebenso, dass die Nebenbetriebe durchwegs gute Ergebnisse ausweisen. Dazu gehört einmal mehr das spitaleigene Restaurant, welches ein starkes Wachstum aufweisen kann.

 

Drei Hauptfaktoren verhindern, dass das KSU für das Jahr 2023 kein ausgeglichenes Resultat aufweisen kann: Die Teuerung, der Fachkräftemangel und in diesem Zusammenhang die Tarife, welche im Jahr 2023 weder die Teuerung noch den Fachkräftemangel abgebildet haben. Die Teuerung und der Personalmangel führten zu einem deutlich erhöhten Personalaufwand, welcher um CHF 1.182 Mio. anstieg. Dieser Betrag entspricht etwa dem Teuerungsausgleich, welcher das KSU dem Personal auf den 1. Januar 2023 gewährte. Die Abweichung gegenüber dem Budget, welche CHF 2.153 Mio. beträgt, ist hauptsächlich auf die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen. Effizienzsteigerungen lassen sich aktuell kaum durchsetzen. Besonders auffallend ist die Abweichung des medizinischen Bedarfs gegenüber dem Budget. Sie beträgt CHF 2.234 Mio. Die Spitalleitung analysiert aktuell mit einem externen Spezialisten, ob und inwieweit beim medizinischen Bedarf in Zukunft Einsparungen möglich sind. Insgesamt nahm der Betriebsaufwand gegenüber dem Vorjahr aber um CHF 1.026 Mio. ab.

 

Unter dem Strich bleibt ein Verlust von CHF 862'000. Dieser Verlust ist mit Blick auf die schwierige Situation, mit welchen sich die Akutspitäler der Schweiz konfrontiert sehen, keine Hiobsbotschaft, umso mehr, als die finanzielle Situation gegenüber dem Vorjahr stabilisiert werden konnte. Damals betrug der Verlust hohe CHF 4.9 Mio. Franken, wobei dieser zu einem wesentlichen Teil auf ausserordentliche Ausgaben, welche im Zusammenhang mit dem Bezug des Neubaus entstanden sind, zurückzuführen waren.

 

Angespannter Arbeitsmarkt

Trotz der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt ist positiv hervorzuheben, dass das KSU zu den wenigen Spitälern der Schweiz gehört, welches im Jahr 2023 jederzeit alle Betten betreiben konnte. «Zu keinem Zeitpunkt wurden Patientinnen und Patienten abgewiesen», so der Spitaldirektor, Fortunat von Planta. Die Herausforderung, jederzeit ausreichend Fachpersonal einsetzen zu können, ist aus Sicht der Spitalführung von zentraler Bedeutung. Nur mit ausreichend Fachkräften können der Leistungsauftrag des Gesetzgebers und die Erwartungen der Urner Bevölkerung erfüllt werden. Im KSU arbeitet an dieser Aufgabe mit einer langfristig orientierten Organisationsentwicklung, mit welcher Massnahmen zu Förderung der Arbeitgeberattraktivität umgesetzt werden. «Dazu investieren wir beispielsweise in eine starke Führungs- und Zusammenarbeitskultur, ein strukturiertes Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie ein attraktives Arbeitsumfeld – so entstehen im Umbau zukunftsweisende und moderne Arbeitswelten.», sagt Nadine Bissig-Schnüriger, Fachverantwortliche Organisationsentwicklung.

 

Ausblick

Die Spitalfinanzierung ist so konzipiert, dass es jedes Jahr eine Effizienzsteigerung von 2 Prozent braucht, um entwicklungs- und somit zukunftsfähig zu sein. Diese 2 Prozent reichen jedoch nicht aus, wenn sich die Rahmenbedingungen wesentlich verändern. Dazu gehören die gesetzlichen Rahmenbedingungen, welche den Leistungserbringern eigentlich einen stabilen Rahmen geben sollten, innerhalb welchem die Zukunft zumindest in Szenarien geplant werden kann. Der jüngste Eingriff des Bundesrates in die Labortarife (Kürzung um 10 Prozent) oder die Ausweitung der Eingriffe von sechs auf 18, welche nur noch ambulant durchgeführt werden dürfen, zeigten einmal mehr, dass sich die Spitäler nicht auf einigermassen stabile gesetzliche Rahmenbedingungen verlassen können. Aktuell gibt es in Bundesbern rund 650 parlamentarische Vorstösse, welche zu einem grossen Teil darauf abzielen, den finanziellen Rahmen der Spitäler einzuschränken. Dazu kommt das wirtschaftliche Umfeld mit einer vergleichsweisen hohen Teuerung und einem Arbeitsmarkt, welcher durch das Arbeitsangebot dominiert wird und in welchem die gewerkschaftlichen Forderungen auf nährbaren Boden treffen. All diese Faktoren führen schliesslich dazu, dass eine Effizienzsteigerung von 2 Prozent pro Jahr nicht ausreichen wird.

 

Mit Blick in die nahe Zukunft stimmt positiv, dass die Tarifblockade, welche seit dem Jahr 2020 besteht, zumindest teilweise behoben werden konnte. Die Tarife für stationäre Patientinnen und Patienten sind für das Jahr 2024 deutlich über dem Niveau der Vorjahre, was eine gewisse Entspannung mit sich bringt. Die ambulanten Tarife bleiben hingegen unverändert, und dies seit mehr als 20 Jahren. Die Tarifeinigung hat dazu geführt, dass das KSU im Jahr 2023 Fallpauschalen im Umfang von 900'000 Franken nachfakturieren konnte.

 

Zudem führen das KSU und die zuständigen Behörden aktuell Gespräche, bei welchen die Erhöhung der Beiträge für die Aufrechterhaltung von Spitalkapazitäten aus regionalpolitischen Gründen diskutiert wird. Der diesbezügliche politische Willen ist ebenso vorhanden wie die Bereitschaft des KSU, das Leistungsangebot und die spitalinternen Prozesse auf Effizienzsteigerungen zu überprüfen und diese zu realisieren. Bei den Diskussionen rund um die Kantonsbeiträge wird die Ausgestaltung des zukünftigen Gesamtarbeitsvertrages ebenso eine Rolle spielen. Aus strategischer Sicht ist das KSU gemäss einem von der GSUD und dem KSU gemeinsam in Auftrag gegebenen Bericht von PwC Schweiz, welcher am 15. November 2023 fertiggestellt wurde, «nachhaltig und sinnvoll aufgestellt, wobei […] das Aufgleisen eines Ergebnisverbesserungsprogramms durchaus stärker priorisiert werden könnte.» Diese Empfehlung hat die Spitalführung aufgenommen. Verschiedene Massnahmen werden aktuell umgesetzt, andere werden geprüft und ausgearbeitet.

 

Ertragssteigerungsstrategie

Mit der neuen Strategie 2023 will das KSU ein Ertragswachstum und einen Zuwachs auf 4’500 stationäre Fälle pro Jahr erreichen, beispielsweise mit neuen Behandlungsfeldern wie der Schmerzmedizin und dem Gefässkompetenzzentrum. Das ist ein ambitioniertes Ziel, welches nur durch die Mithilfe der Urnerinnen und Urnern erreicht werden kann. 2023 liessen sich nämlich noch 1’563 Urnerinnen und Urner in einem ausserkantonalen Spital behandeln. Bei etwa 700 dieser ausserkantonalen Fälle handelt es sich um Wahleingriffe. «Diese könnte das KSU ebenso in guter Qualität erbringen. Könnten nur schon die Hälfte dieser elektiven, ausserkantonalen Fälle im KSU behandeln werden, sähe die Rechnung des KSU wesentlich besser aus», appelliert Spitalratspräsident, Peter Vollenweider.

 

Zum vollständigen Geschäftsbericht 2023