Es sind diese Fehlanreize, welche zielführende Systemanpassungen blockieren, denn jede noch so kleine Änderung führt automatisch zu Gewinnern und Verlierern. Dies erklärt zum Beispiel, warum sich die Tarifpartner seit 10 Jahren nicht auf einen neuen Tarif einigen können, mit welchem viele Schwachstellen eliminiert werden könnten. Stattdessen wird mit weitgehend ungeeigneten Massnahmen reagiert, welche diese Fehlanreize sogar verstärken oder die Kostensteigerung beschleunigen. Dazu gehört die weitverbreitete Überzeugung, dass mit der Schliessung von Regionalspitälern die Kosten im Gesundheitswesen deutlich reduziert werden können. Dabei wird ausgeblendet, dass die Regionalspitäler Garanten für eine wohnortsnahe, qualitativ hochstehende und günstige Leistungserbringung sind. Sie sind ein unverzichtbares Element in der medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Versorgung der Schweizer Bevölkerung. Sie haben sich spezialisiert auf die spitalbasierte Grundversorgung, welche sie in erstaunlich hoher Qualität und zu ebenso erstaunlich tiefen Kosten erbringen. Weil die Regionalspitäler mehr als alle anderen Spitäler in die Aus-, Weiter- und Fortbildung investieren, wird sichergestellt, dass es in den Regionen unverändert ausreichend Fachspezialisten in den ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Berufen gibt.
Die Spitalführung des KSU ist sich bewusst, dass ein Alleingang nicht zielführend ist. Deshalb arbeitet das KSU mittlerweile in 19 Disziplinen sehr eng mit Zentrums- und Universitätsspitälern zusammen. Diese enge Zusammenarbeit ist die Basis für eine qualitativ hochstehende und wirtschaftlich günstige Leistungserbringung. Darüber hinaus sind jedoch weitere unverzichtbare Hausaufgaben zu erledigen. Insbesondere sind die Arbeitsprozesse so zu gestalten, dass die Patienten konsequent im Zentrum der Leistungserbringung stehen. Dies ist nur dann möglich, wenn die Arbeitsprozesse standardisiert werden. Aus diesem Grunde wurden im Jahr 2019 verschiedene Projekte initiiert oder weiterentwickelt, wie zum Beispiel die Akutpflege oder die Beschaffung von Investitionsgütern. Die Standardisierung der Prozesse erlaubt zudem eine gezielte Digitalisierung und sie schafft die notwendigen Freiräume, um auf besonders komplexe und vielschichtige Behandlungen individuell reagieren zu können.
In der Vision des KSU steht, dass wir ein «Regionalspital mit Vorzeigecharakter» sind und dass wir der Zukunft «proaktiv und mutig» begegnen. Die zahlreichen Projekte, welche wir initialisiert und teilweise bereits umgesetzt haben, zeigen, dass unsere Vision mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist. Dass wir mit unserem Neu- und Umbau, welcher bereits im Jahr 2022 bezogen werden kann, die Chance erhalten, die Zukunft proaktiv und mutig zu gestalten, wird entscheidend dazu beitragen, dass die «Spitalschliesser» das KSU gar nicht ins Visier nehmen. In unserem Kanton haben wir zudem den einzigartigen Vorteil, dass die Bevölkerung geschlossen hinter unserem Spital steht. Gerade weil wir uns dieses Umstandes bewusst sind, haben wir hin und wieder unangenehme Entscheidungen zu treffen, welche auf den ersten Blick unverständlich, aufgrund des finanziellen Drucks und des technologischen und gesellschaftlichen Wandels jedoch unumgänglich sind. Dazu gehört die Auslagerung der spitaleigenen Wäscherei oder die Reduktion der Akutbetten zugunsten einer grosszügigen Tagesklinik. Letztendlich helfen diese Entscheidungen, dass der Kanton Uri auch in Zukunft über eine wirksame, zweckmässige und wirtschaftliche spitalbasierte Grundversorgung verfügt.
Das vergangene Jahr war für alle Beteiligten ein arbeitsintensives Jahr mit vielen ausserordentlichen Aufgaben. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Unsicherheitsfaktoren deutlich reduziert werden, bringen doch die zahlreichen Projekte unseren zukünftigen Arbeitsalltag immer deutlicher zum Vorschein. Der Dank gehört allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welche mit einer engagierten und sorgfältigen Arbeitsweise das Tagesgeschäft sicherstellen. Der Dank gehört aber auch all denjenigen Personen, welche die Zukunft des KSU aktiv mitgestaltet haben. Dies sind nebst KSU-Mitarbeitenden zahlreiche Personen aus der kantonalen Verwaltung und den zuständigen Behörden. Ein besonderer Dank gehört der abtretenden Regierungsrätin Barbara Bär. Sie hat das KSU in den vergangenen acht Jahren politisch begleitet. Sie hat in der Gesundheitspolitik zahlreiche Hürden genommen und auf Bundesebene dafür gesorgt, dass die Anliegen und Bedürfnisse der Randregionen respektiert werden. Zusammen mit ihren Mitarbeitenden konnten wir gemeinsam nach bestmöglichen Lösungen für den Kanton Uri suchen. Es ist das Verdienst von Barbara Bär, dass die politischen und verwaltungstechnischen Weichen so gestellt sind, dass die spitalbasierte und die hausärztliche Grundversorgung im Kanton Uri langfristig gesichert ist.
Fortunat von Planta
Spitaldirektor