Das Jahr 2021 fühlte sich ein wenig an wie eine schlechte Fortsetzung von 2020: viele Corona-Patienten, endlose Diskussionen über die verhängten Hygienemassnahmen, eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft und immer wieder die Impfungen. Dabei ging nur allzu oft vergessen, dass der Betrieb abseits von Covid-19 auf einem qualitativ sehr hohen Niveau weitergeführt werden konnte und dass die umfangreichen Vorbereitungen für den Neubau ohne nennenswerte Probleme weiterliefen.
Bei der Pandemiebewältigung stand das Kantonsspital Uri (KSU) im Jahr 2021 abermals im Fokus von Politik und Gesellschaft. Dazu beigetragen hat sicher unsere Bereitschaft, im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung im Kanton Uri zahlreiche aufwändige Aufgaben zu übernehmen und weiterzuführen. Diese zusätzlichen Aufgaben und die damit verbundenen Anpassungen unserer Ablauforganisation waren für alle Mitarbeitenden aufwändig und ermüdend. Dabei geht oft vergessen, dass nebst der Pandemiebewältigung das bewährte Tagesgeschäft zu erledigen war und dass mit dem Neubau viele komplexe Projektaufgaben am Laufen waren. Auch deshalb ist es bemerkenswert, dass das KSU für das Jahr 2021 ein positives Ergebnis ausweisen kann, dass unser Kerngeschäft, die Behandlung der Patientinnen und Patienten unverändert in hoher Qualität erbracht wurde, und dass es bei den vielen Projekten rund um den Neubau weder Verzögerungen noch Budgetüberschreitungen gibt.
Das KSU konnte im Jahr 2021 einen deutlich höheren Gewinn verbuchen als geplant. Der Hauptgrund für das gute Ergebnis ist die hohe Anzahl auf der Intensivpflegestation (IPS) beatmeter Covid-19-Patientinnen und -Patienten mit überdurchschnittlich hohem Kostengewicht. Nebst dem anspruchsvollen Planen der Operationen aufgrund der Covid-19-Patientinnen und -Patienten auf der IPS sowie den phasenweisen Engpässen beim Personal aufgrund von krankheitsbedingten Ausfällen oder Quarantäne hat das KSU ab dem 4. Januar 2021 neu das Impfzentrum in Betrieb genommen und den Grossteil der impfwilligen Bevölkerung des Kantons Uri geimpft. Insgesamt wurden im 2021 45’742 Impfungen verabreicht. Auch die Teststation hat im letzten Jahr eine enorme Leistung erbracht. Insgesamt sind am KSU rund 33’760 Tests erfolgt, davon mehr als die Hälfte PCR-Tests.
Die Anzahl stationärer Patientinnen und Patienten lag das ganze Jahr trotz Rekordjahr bei den Geburten unter den Erwartungen, jedoch hat die hohe Anzahl Covid-19-Patientinnen und -Patienten auf der IPS überdurchschnittlich viele schwere Fälle ergeben, sodass der CMI – das durchschnittliche Kostengewicht der stationären Fälle – im Jahr 2021 bei sehr hohen 0.910 lag, 2.8% über dem Vorjahr. Der stationäre Ertrag konnte gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 5.93 Mio. Franken gesteigert werden (+16.3%). Auch der ambulante Ertrag nahm gegenüber dem Vorjahr um 1.66 Mio. Franken zu, was einem Wachstum von 10.0% entspricht.
Die Lohnkosten nahmen insbesondere aufgrund der Mitarbeitenden der Teststation und des Impf-zentrums deutlich zu, aber auch im Jahr 2021 übernimmt der Kanton die dem KSU entstandenen ungedeckten Vorhalte- und Infrastrukturkosten aufgrund von Covid-19. Die Rückstellungen für nicht bezogene Ferien und Überzeit hat um 194'000 Franken zugenommen. Dies zum einen auf-grund von Covid-19, da die krankheits- oder quarantänebedingten Lücken aufgefangen werden mussten, zum anderen aber aufgrund des Neubaus, welcher in verschiedenen Abteilungen zur er-neuten Zunahme der Arbeitsbelastung führte. Insgesamt liegt der Personalaufwand 2.41 Mio. Fran-ken über dem Vorjahr (+5.6%) bzw. 965'000 Franken über dem Budget (+2.2%). Der operative Gewinn beträgt 4.55 Mio. Franken und die EBITDAR-Marge liegt bei 6.2% und über-trifft die Erwartungen, budgetiert waren 5.8%. Die Abschreibungen liegen mit 1.34 Mio. Franken im Rahmen des Budgets und leicht unter Vorjahr. Es resultiert ein Gewinn von 770'000 Franken. Da-mit werden die Erwartungen von 200'000 Franken deutlich übertroffen.
Die Aktiven haben aufgrund der Investitionen im Zusammenhang mit dem Neubau um 3.04 Mio. Franken zugenommen. Wegen der Umwandlung des Darlehens in Eigenkapital in der Höhe von 8.4 Mio. Franken beträgt das Eigenkapital (vor Jahresgewinn 2021) neu 14'685'041 Franken. Die Eigenkapitalquote liegt bei im Branchenvergleich überdurchschnittlich hohen 61.2%. Der Jahresumsatz 2021 beläuft sich auf 73'010'162 Franken. Daraus resultiert ein Verhältnis des Eigenkapitals zum Jahresumsatz von 20.1% und übersteigt den in der Verordnung über das Kantonsspital Uri definierten Wert von 20.0%. Daher wird die Hälfte des Jahresgewinns 2021, der sich auf insgesamt 770'000 Franken beläuft, im 2022 an den Kanton abgeliefert.
Das Jahr 2022 wird erneut grosse Herausforderungen mit sich bringen. Die erwünschte Normalität im Arbeitsalltag wird nicht so rasch zurückkehren. Der Bezug des Neubaus ist aus logistischer und technologischer Sicht eine bisher nicht gekannte Herausforderung für unser Spital. Wir begegnen dieser Herausforderung mit viel Respekt, aber auch mit viel Zuversicht, konnten wir doch in den vergangenen sechs Jahren unzählige Probleme lösen und Herausforderungen meistern. Im Rahmen von Pilotphasen, Tests und frühzeitiger Einführung neuer Geräte und Arbeitsabläufen ist es uns gelungen, einen Teil unserer zukünftigen Arbeitswelt vorzeitig zu implementieren. In den kommenden Wochen finden zudem gezielte Schulungen und Rundgänge mit den Mitarbeitenden statt, und für die Umzugsphase im Monat Juli gibt es ein detailliertes Drehbuch. Die Eröffnungsfeierlichkeiten im Juni und die damit verbundene hohe Medienpräsenz sind eine einmalige Chance, um der Urner Bevölkerung aufzuzeigen, dass der Neubau eine weitsichtige Investition ist. Mit dem Neubau ist die mittlerweile 150-jährige Geschichte der spitalbasierten medizinischen und pflegerischen Grundversorgung im Kanton Uri für weitere Jahrzehnte gesichert. Die rund 600 Mitarbeitenden des KSU freuen sich auf den Umzug, wie der im Frühjahr 2021 durchgeführten Mitarbeiterbefragung entnommen werden kann. So wurde die Aussage «Generell freue ich mich auf den Neubau» mit hohen 85 von 100 Punkten bewertet. Der unerwartet höhere Gewinn im Jahr 2021 hilft dem KSU, denn für das Jahr 2022 ist aufgrund des Bezugs des Neubaus ein Verlust in der Höhe von 1.62 Mio. Franken budgetiert. Der Kostendruck bleibt sehr hoch, dennoch sind der Spitalrat und die Spitalleitung aufgrund des jährlich aktualisierten Entwicklungs- und Finanzplans zuversichtlich, dass die für Spitäler als Minimalziel geforderte EBITDAR-Marge von 10% mittelfristig erreicht werden kann.
Covid-19 als «Booster» für die Jahresrechnung. Das Kantonsspital Uri konnte für das vergangene Jahr 2021 einen deutlich höheren Gewinn verbuchen als geplant. © Valentin Luthiger